Interview mit
der Autorin
Agnes Johanna Flügel
Vielen lieben Dank, das Du mir für ein Interview
zur Verfügung stehst, stelle dich meinen Lesern doch einfach mal kurz vor:
Gerne! Ich freue mich, dass Dir
mein neues Buch „One-Way-Ticket nach Lissabon“ gefällt.
Also, mein Name ist
Agnes Johanna Flügel und ich bin studierte Kulturwissenschaftlerin. Nach mehreren
Jahren in der Hamburger Medienbranche verspürte ich die Sehnsucht nach einem
nachhaltigen Leben im Einklang mit der Natur. Daher zog ich von Hamburg aufs
Land und machte mein Hobby, die Imkerei, zu meinem Beruf.
Jetzt führe ich meine
„Honigmanufaktur Flügelchen“ zusammen mit einer Werkstatt für Menschen mit
Behinderung, bin Autorin und begleite als Coach Menschen in
Veränderungsprozessen.
Zeichnete es sich denn schon früh ab, dass Du
fürs schreiben ein Talent besitzt? Wie fingst Du an ein Buch zu
schreiben?
Nie im Leben wäre ich auf die Idee gekommen,
jemals Bücher zu schreiben. Wegen „Deutsch“ musste ich sogar eine Klasse
wiederholen, allerdings hatte ich im „Ausdruck“ immer eine 1.
Es war ein großer
Zufall, als eines Tages ein Verlag anrief und mich fragte, ob ich mir
vorstellen könnte, ein Buch über meinen Ausstieg aus dem Online-Business und
meinen Schritt in die Selbstständigkeit als Imkerin zu schreiben. Das war eine
tolle Chance und Herausforderung, die ich sofort ergriff.
Das Auf und Ab meines
Neustartes beschrieb ich in meinem 2011 erschienen Bestseller
„Die Honigfrau“. Ehrlich gesagt, habe ich erst während der Arbeit an dem Buch gemerkt,
wie viel Spaß mir das Schreiben macht und das ich das sogar ganz gut kann.
In deinem Buch >>One-Way-Ticket
nach Lissabon<< nimmst Du uns mit auf deinen ganz persönlichen Neuanfang
in Lissabon. Woher nimmt man denn den Mut auszuwandern und nochmal ganz von
vorne anzufangen?
Der Tod meines Vaters und die
Ereignisse, die folgten, hatten mich in eine Krise katapultiert, in der ich auf
einmal alles in Frage stellte, was vorher Gültigkeit hatte. Wollte ich
weitermachen wie bisher, oder war das jetzt der Moment für Neues?
Schnell war klar, dass für mich nur Letzteres
in Frage kam, weil sich alles andere wie Stagnation anfühlte und das entspricht
nicht meinem Naturell. Ich möchte immer vorwärtsgehen, unbekanntes Terrain
erobern, mich weiterentwickeln und neue Facetten meiner Persönlichkeit entdecken.
Das treibt mich an. Vielleicht kann man das als „Mut“ bezeichnen, darüber habe
ich mir nie Gedanken gemacht.
Da bestimmt nicht jeden Tag immer nur die Sonne
scheint, mal Hand aufs Herz.
Bereust du denn diesen Schritt nicht ab und
an mal?
Nein, ich bereue überhaupt nichts. Ganz im
Gegenteil. Ich bin dankbar, dass ich neue Erfahrungen machen darf, auch wenn sie
zuweilen schmerzhaft sind.
Aber gute und schlechte Tage, sind ganz normal und finden
in jedem Leben statt, ob in Portugal oder Deutschland.
Ich genieße es, in die neue
Welt und Kultur einzutauchen und versuche auch die schlechten Tage anzunehmen und
davon gab es reichlich, wie die Leser und Leserinnen meines Buches feststellen können
;-)
Vermisst Du so typisch deutsche Gepflogenheiten
(z.B. Pünktlichkeit, Gründlichkeit)?
Wenn ja, was vermisst du denn davon am meisten?
Durch den Abstand habe ich uns
Deutsche mehr zu schätzen gelernt. Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und
Verbindlichkeit sind tolle Tugenden, die das Leben viel einfacher machen.
Richtig toll, finde ich das Umwelt-Bewusstsein, dass in Deutschland viel
stärker ausgeprägt ist. Was ich allerdings nicht vermisse, ist die norddeutsche
Muffeligkeit und das Genörgel, da sind die Portugiesen viel herzlicher und
gelassener. Sowieso empfinde ich meine Wahlheimat als sehr warmherzig. Auch
wenn man sich nur einmal vorher irgendwo gesehen hat, grüßt man sich freundlich,
dass hat es in meiner alten Heimat der norddeutschen Provinz auch nach zehn
Jahren nicht gegeben ;-)
Was würdest Du denn jemanden raten der ebenfalls
einen Neuanfang in der Ferne wagen möchte?
„Herzlichen Glückwunsch“, würde
ich als Erstes sagen und dann würde ich raten, einen Plan B zu haben, falls es
sich nicht so entwickelt, wie gewünscht. Meine Entscheidung, nach Lissabon zu
gehen, war sehr emotional motiviert. Vielleicht wäre es einfacher gewesen, wenn
ich einiges gründlicher durchdacht hätte. Ich musste mich „durchkämpfen“, das
war in der Situation echt herausfordernd, hat mich im Rückblick aber auch reifer
und selbstbewusster gemacht.
Wie man ja in deinen Büchern
lesen kann, bist Du sehr verbunden mit Mutter Natur. Was bedeutet dir Natur?
Als Imkerin kann man ohne Mutter
Natur nicht existieren, daher ist Naturverbundenheit eine Voraussetzung, um den
Job überhaupt machen zu können. Sie ist meine Kraftquelle, mein Anker und mein
Ruhepol. Aber gerade in der Corona-Krise habe ich voller Dankbarkeit einmal
mehr gemerkt, wie viel Zuversicht, Trost und Kraft ich aus der Natur schöpfe. Jeden
Morgen laufe ich im nahegelegenen Wald und sehe, wie alles seinen normalen Gang
geht. Das erdet mich und die Unsicherheit und Angst vor dem, was da in der Welt
passiert, relativiert sich.
Da ich selber einen Kater
habe, meine wichtigste Frage: Wie geht es denn Pauli?
Das ist für mich eine sehr
traurige Frage, denn mein geliebter Pauli ist eines Tages leider überfahren
worden.
Vielen lieben Dank liebe Agnes, wir sind am Ende unseres Interviews angekommen, möchtest du uns noch etwas mitteilen?
Ich freue mich, zu verraten, dass
ich schon an meinem dritten Buch schreibe. Diesmal wird es allerdings ein
Roman.
Außerdem teile ich gerne meinen
Lieblingsspruch, der jahrelang in meinem Imkerei-Büro hing, bis er mit mir nach
Lissabon umzog und nun dort seine kraftvolle Wirkung entfaltet:
„The secret of change is to focus
all of your energy not on fighting the old but on building the new.“ (Socrates
aus dem Buch, Der Pfad des friedvollen Kriegers, Dan Millman)
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